Zusammenfassung
Hintergrund: Vor dem Hintergrund einer alternden deutschen Gesellschaft geraten die Frage der
Multimedikation im Bereich der Schmerzmitteltherapie im Alter und die daraus resultierenden
Kosten vermehrt in den Fokus der Aufmerksamkeit. Ziel der vorliegenden Arbeit ist
die Evaluation der Inanspruchnahme von Analgetika und der daraus resultierenden Kosten
in den letzten drei Lebensjahren auf der Basis von Krankenkassendaten.
Methoden: In einer retrospektiven Sekundärdatenanalyse von 2312 gesetzlich Versicherten (DAK),
die im Jahr 2012 auf natürlichem Weg oder krankheitsbedingt verstorben sind, wurden
die direkten medizinischen Kosten der letzten drei Lebensjahre ermittelt. Berücksichtigung
fand dabei im Speziellen die Schmerzmitteltherapie am Lebensende, insbesondere die
verschriebenen Wirkstoffe nach WHO-Stufenschema.
Ergebnisse: Die durchschnittliche Anzahl verschriebener Schmerzmittel stieg vom drittletzten
zum letzten Lebensjahr von 1,4 auf 5,2 an, was einer Erhöhung von 358 % entspricht.
Von allen verschriebenen Wirkstoffen wurde Metamizol (WHO-Stufe I) mit Abstand am
häufigsten verschrieben. Der Anteil an starken Opioiden (WHO-Stufe III) erhöht sich
vom drittletzten zum letzten Lebensjahr um 50 %.
Fazit: Es lässt sich ein sehr starker Anstieg an Schmerzmittelverordnungen in den letzten
drei Lebensjahren vor dem Tod feststellen. Bei absehbarem Lebensende sollte eine wirksame
und möglichst nebenwirkungsfreie Schmerztherapie gewährleistet werden, da es sich
i. d. R. um schwache, ältere Patienten mit Multimedikation handelt. Die Daten zeigen
auch, dass Kosten für Arzneimittel mit 12,6 % lediglich den drittgrößten Kostenblock
im letzten Lebensjahr ausmachen (nach stationären Behandlungskosten und Pflegekosten).
Abstract
Background: Germany is developing towards an aging society where more people reach higher ages
and live longer. Therapeutic regimen for analgesics and multimedication becomes increasingly
important. Aim of this paper is to evaluate the use of analgesics and the resulting
costs in the last three years of life.
Methods: Data were provided by a statutory health insurance in Germany (DAK), costs and resource
use of a total of n = 2312 patients who died of natural causes in 2012 were examined.
Analgesics were divided into three groups based on the WHO Analgesics Scheme.
Results: The average number of prescribed analgesics increased from 1.4 three years before
death to 5.2 in the last year of life, which equals a plus of 358 %. Metamizol (WHO
level I) was the most frequently prescribed analgesic in the last year of life. The
share of strong opioids (WHO level III) increased by 50 % from three years prior to
death to the last year of life.
Conclusion: There is a huge increase of the prescription of analgesics prior to death to be observed
in Germany. If a patients’ end of life is foreseeable, an effective therapy free of
adverse events should be provided since most patients are old and will be treated
with multiple drugs. Overall costs of drugs show only the third highest share (12.6 %)
of all costs of medical services in the last year of life (after in-patient treatment
and nursing).
Schlüsselwörter
Schmerzmitteltherapie - Kosten - Ressourcenverbrauch - letzte Lebensjahre - Sekundärdatenanalyse
Key words
analgesics - costs - use of resources - last years of life - secondary data analysis